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  • Bild vom Pastorat Oeversee

Als im Jahre 1104 das Erzbistum Lund (in Südschweden) gegründet wurde, erhielt Nordeuropa eine größere kirchliche Eigenständigkeit. Der dänische König Niels gab der Kirche das Recht, den Zehnten zu erheben und leitete damit die größte Kirchenbau-Periode der dänischen Geschichte ein. In wenig mehr als 120 Jahren wurden etwa 2000 Kirchen gebaut, so auch eine große Zahl in der gegen die Einfälle der slawischen Wenden aus dem ostholsteinischen Raum gegründeten Grenzmark Schleswig. In der damals der Jarl Knud Lavard (1115 – 31) zum Herzog erhoben wurde.

Der runde Turm unserer Kirche mit seinen noch erhaltenen Schießscharten im Norden weist darauf hin, dass Oeversee zu einem System von Befestigungen gehört hat wie Kosel und Haddeby an der Schlei und Kampen (später Rendsburg) und Süderstapel an der Eider. In Haddeby und Kampen sind die Rundtürme längst abgetragen, in Kosel und Süderstapel aber noch ähnlich gut erhalten bzw. ausgebessert und nach Zerstörungen wieder aufgesetzt wie in Oeversee. Ähnliche Rundbauten befinden sich in Ostengland, das zeitweise zum dänischen Reich gehörte.

Die verkehrspolitische und damit militärische Bedeutung Oeversees ergab sich aus seiner Lage am Ochsenweg (Heerweg) und an der Treene. Der Ochsenweg verlief parallel zur heutigen Europastraße 3 etwa 1000 m östlich zwischen Wäldern Angelns und den Höhen am Sankelmarker See. Er war der einzige Verkehrsweg auf dem Lande zwischen Skandinavien und dem übrigen Europa. Von ihm zweigte bei Oeversee eine Handelsstraße ab, der sogenannte Stapelhomer Weg, der am Nordufer der Treene nach Hollingstedt (Nordseehafen der Wikingerstadt Haithabu) und weiter nach Tönning in der Eidermündung führte (später der bedeutendste England-Hafen Jütlands).

In der Regierungszeit des Bischofs Alberus von Schleswig (bis 1135), von dem berichtet wird, „dass er in seinem Sprengel viele Kirchen geweiht hat“, wird der Bau der Oeverseer Kirche zumindest begonnen worden sein. Sie war wohl von Anfang an dem heiligen Georg geweiht (St. Jürgen), dem Schutzpatron der Reisenden. Das ergab sich gewissermaßen von selbst, da Oeversee Raststätte war an dem einzigen Weg für die Pilger aus Nordeuropa zu den drei berühmten Wallfahrtsorten Jerusalem, Rom und Santiago (Grab des Apostels Jakobus) in Spanien.

Die Kirche hatte zunächst eine Balkendecke (Reste davon über dem Südfenster neben der Kanzel und gegenüber) und im Schiff auf jeder der Seite drei hochgelegene Rundbogenfenster. Eines davon wurde bei der Renovierung im Jahre 1965 einschließlich des alten Holzrahmens in der Nordwand des Schiffs wieder freigelegt. Das große Südfenster wurde später an Stelle der zugemauerten romanischen Fenster angelegt.

Aus der Zeit der Erbauung der Kirche stammen der Altar (zu beachten sind die fünf Weihkreuze in der von einem alten Eichenholzrahmen eingefaßten Platte aus gotländischem Kalkstein) und die Taufe, ebenfalls aus gotländischem Kalkstein, die im Jahre 1968 restauriert und mit einem neuen Fuß versehen wieder aufgestellt wurde, nachdem sie mehr als 250 Jahre (seit 1714 stand in der Kirche eine Rokko-Taufe aus Holz) auf einem Hof in der Gemeinde gelegen und dort lange Zeit als Viehtränke gedient hatte. 

Die Einwölbung erfolgte im Altarraum im Jahre 1497 (Jahreszahl auf der Westseite des Gewölbes),im Schiff 30-40 Jahre später. Die besonders schönen und interessanten Gewölbemalereien (Altarraum: Spätgotik, Schiff: Frührenaissance) wurden 1965 unter jüngeren Bemalungsschichten (1620 bzw.1889) entdeckt und von dem Restaurator  Carl Fey-Talmühlen aus Ahrensbök freigelegt. Besonders zu beachten ist die fratzenhafte Ausmalung einiger Lüftungsöffnungen in den Gewölbeecken, sowie das adlige Paar hinter der Orgel (möglicherweise der Hardesvogt der Uggelharde, der jahrhundertelang auf Augaard in der Gemeinde gewohnt hat ), die Darstellung der Taufe Jesu über der Nordwand ( der ausgestreckte Arm Johannes des Täufers weist auf das Bild des Lammes mit der Siegesfahne) und der Engel über dem Chorbogen.

Aus der selben Zeit stammt auch das Triumphkreuz. Die ursprüngliche Fassung (15. Jahrhundert) konnte nicht wieder hergestellt werden, wohl aber die zweite Bemalung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Eine Holzplastik des heiligen Georg und Johannes des Täufers befinden sich als Leihgaben im Schleswiger Museum Schloß Gottdorf.

 

Aus dem 17. Jahrhundert stammt die Renaissance-Kanzel.  Sie wurde wie viele Kanzeln in der Gegend in der Werkstatt des Holzschnitzers Heinrich Ringerinck in Flensburg hergestellt. Unter den Bildern mit Szenen aus dem Leben Jesu stehen in lateinischer Sprache dazu passende Bibelverse. Dazwischen Frauengestalten, die die christlichen Tugenden darstellen. Von links nach rechts: Glaube, Hoffnung, Klugheit, Liebe, Güte, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigkeit, Nüchternheit, Geduld.
Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt die Beichtprieche, die bis 1965 an der Nordwand des Altarraumes stand und heute den Ausgang zur Orgelempore umkleidet.
Aus dem 18: Jahrhundert stammen: 
- Die Sonnenuhr am Süderhaus (auch Waffenhaus genannt, früher der Eingang für die Männer, die dort ihre Waffen ablegen mußten; der Eingang für die Frauen befand sich genau gegenüber auf der Nordseite der Kirche, heute halb zugemauert; der Eingang durch den Turm wurde erst 1931 wieder freigelegt), 
Die Brüstung der Empore (bis 1965 auch über der Nordseite des Kirchenschiffs)
Die Türen des Gestühls (die übrigen Teile wurden 1965 im alten Stil erneuert)
- Die beiden an der Südwand aufgestellten Grasteine des königlichen Hardesvogtes H. Johann von Steding (gestorben 1727) und des Pastors Hinrich Blanck (gestorben 1758), die beide früher in der Kirche lagen

- Der barocke Altaraufsatz, seit 1965 an der Nordwand des Kirchenschiffs, 
- Die Glocke im Turm (1741, gegossen bei Armowitz in Husum
- Der Schalldeckel der Kanzel

1758 wurde die messingne Taufschale angeschafft und für das Format der Rokoko-Taufe zurecht geschnitten. Sie war ursprünglich rund und ist wesentlich älter.
Die Orgel wurde 1846 bei der Firma Marcussen in Aabenraa gebaut und von Reuter intoniert (Ergänzung 1966).

Der Kronleuchter wurde 1894 gestiftet.
Die beiden bunten Fenster (über dem Altar und in der Südwand des Kirchenschiffs in der Nähe der Orgel) wurden 1935 und 1936 gestiftet und von der Flensburger Künstlerin Käthe Lassen ausgeführt.