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Vor nunmehr 100 Jahren tobte der Erste Weltkrieg und überzog Europa mit unvorstellbarer Verwüstung und schrecklichem Leid. In den Medien wird in unseren Tagen viel über dieses düstere Kapitel der Geschichte berichtet.

Auch abseits des direkten Kriegsgeschehens kämpfte die Zivilbevölkerung mit den schwerwiegenden Folgen und Entbehrungen dieser Katastrophe, besonders auch auf dem Lande. Väter, Männer und Söhne waren an der Front. Die Frauen waren mit ihren Kindern auf sich gestellt und konnten die Arbeit auf einem Bauernhof oft nicht allein bewältigen, so dass die Familien in ihrer Existenz bedroht waren.

Das Ersuchen einer Bäuerin, einen ihrer Söhne vom Kriegsdienst freizustellen - das von Peter Petersen, Malermeister aus Frörup und Vorstand des Armenverbandes in Oeversee aufgesetzt wurde - liegt der Chronikgruppe Oeversee im Original vor. Mit der Veröffentlichung dieses Briefes wollen wir an die Auswirkungen des Krieges für die Landbevölkerung in unserer Heimat erinnern.

Ersuchen der Witwe Maria Andresen, Großsoltwesterholz, ihren Sohn John Friedrich vorläufig vom Militärdienst zu entbinden oder Lorenz Christian vom Militär zu entlassen. 

 

"Ich, unterzeichnende Witwe Maria Andresen, bin durch den Tod meines Mannes am 23. April d. J. veranlasst worden zu nachstehendem Ersuchen, um dessen Gewähr ich ganz ergebenst bitten möchte.

Mein ältester Sohn Lorenz Christian, geb. den 18. Juni 1892, dient seit Herbst d. J. beim 4. Schwadron Dragoner Regm. No. 13 in Metz. Der nächstälteste Johannes-Friedrich, geb. den 14. Mai 1894, der eine Stellung als Eisenbahnarbeiter hatte, aber durch den Tod seines Vaters diese aufgeben musste, um die Landwirtschaftung meiner 21 ha großen Landstelle zu übernehmen, ist im März d. J. zur leichten Kavallerie ausgehoben worden. Der dritte Sohn, der Ostern konfirmiert, ist in die Schlosserlehre getreten. Fünf kleinere Kinder, das jüngste erst den 7. März d. J. geboren, sind noch zu Hause.

Diese meine Haushaltung nehmen meine Zeit und Kraft vollständig in Anspruch, so dass ich mich um die äußere Wirtschaft nicht viel kümmern kann. Wenn wir auch stets fremde Hülfe erhalten und noch haben, so fehlt mir doch die sichere Leitung, und die hätte ich nur in meinen vorgenannten Söhnen. Ich wüsste mir nicht zu helfen, wenn mir diese beiden durch das Militär entzogen würden.

Ich bitte daher ganz gehorsamst meinen Sohn Johannes-Friedrich vorläufig vom Militär entbinden zu wollen, oder wenn möglich, Lorenz-Christian vom Militär zu entlassen".


An welche Institution der Brief geschrieben wurde und ob es je eine Antwort darauf gab, und wenn ja, mit welchem Erfolg, ist nicht bekannt. Auch über das weitere Schicksal der Witwe Maria Andresen, ihrer Kinder und ihrer „Landwirtschaftung“ haben wir keine Erkenntnisse.