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Es war im Juni des gewitterschwangeren Jahres 1914. Zur Erinnerung an die Kämpfe und die Befreiung vor fünfzig Jahren rüstete das Land. Gemeinsam kamen Deutsche und Österreicher, wie sie vor fünfzig Jahren gemeinsam gekämpft hatten. Die Waffenbrüderschaft wurde auf den Hügeln von Oeversee erneuert – sie gewann damals einen ganz neuen Sinn. Es gibt keinen Ort hier im Lande, an dem diese Gemeinschaft lebendiger zutage treten könnte. Denn Oeversee war zwar ein Sieg der Österreicher, aber eine Folge von Arnis – Kappeln und der Vorläufer für Düppel.

 

Zum letzten Male sollte das Dannewerk seine Kraft beweisen. Es war möglichst modern ausgebaut und mit Feld- (96) und Festungsgeschützen (181) versehen. Im Januar 1864 besetzte es der kluge und umsichtige De Meza mit der Hauptstärke der dänischen Wehrmacht (38000 Mann). Denn jetzt drohte der Angriff der vereinigten Preußen und Österreicher unter General Wrangel. Schnell hatten diese von Kiel und Rendsburg aus im Osten die Gegend südlich von Schleswig und südlich der Schlei wie den Westen bis in die Umgebung von Friedrichstadt besetzt. Deutlich war Moltkes Anweisung:“ Es kommt darauf an, der dänischen Armee den Rückzug von Schleswig nach der Aufnahmestellung von Düppel zu verlegen, d. h. ihr schon bei Flensburg zuvorzukommen; die ersten Tage nach Überschreitung der Eider werden von besonderer Wichtigkeit sein". Sie wurden es – freilich in einem anderen Sinn als Moltke gewünscht hatte. Die Preußen unter Prinz Friedrich Karl sollten das dänische Heer im Osten umgehen. Der erste Versuch bei Missunde am 2. Februar misslang; er warnte die Dänen.  

 

Erst vier Tage später, am 6. Februar, konnte der Prinz mit 21000 Mann bei Arnis und Kappeln auf die Nordseite der Schlei übergehen. Und nun sollte nachgeholt werden, was von vornherein hätte geschehen müssen. Mühsam schoben sich die preußischen Marschkolonnen auf den verschneiten und vereisten Wegen vorwärts – sie kamen vor Flensburg an, als die Dänen die Stadt schon wieder verlassen hatten.

Wie kam das?

Umsichtig hatte De Meza alle Bewegungen der Verbündeten verfolgt. Blieb er in der Dannewerkstellung, so war das dänische Heer sicher; mit einem Schlage – etwa bei Idstedt – wäre es in der Umklammerung vernichtet worden. Dänemark aber wollte den Krieg hinziehen, damit seine Freunde, die Großmächte, eingreifen konnten; sie regten sich schon. Darum beschloss er den Rückzug bevor es zu spät sei. Die Dänen begannen damit am 5. Februar nach Einbruch der Nacht um 7 Uhr. Der Artillerietroß und die Bagage brachen zuerst auf und Truppenteil folgte auf Truppenteil; die letzten marschierten am 6. Februar morgens mit Tagesgrauen ab. 

 

Erst 4 Uhr morgens erkannten die österreichischen Vorposten den Rückzug und meldeten, dass die Dänen die Stellungen verlassen hätten; erst um 8 Uhr morgens aber ordnete Gablenz die Verfolgung an. Die Dänen hatten einen Vorsprung von fast 12 Stunden. Ihre Nachhut, die 8. Brigade, wehrte bei Helligbek (gegen 10 Uhr) mit leichter Mühe den ersten Angriff einer halben Eskadron Lichtenstein-Husaren ab, etwas mühsamer dann einen zweiten Angriff nördlich von Stenderupau. Südlich Frörup litt sie unter dem Feuer einer österreichischen reitenden Batterie, die mit den Husaren vorangeeilt war. Aber sie kam doch geschlossen bis nach Oeversee und dem Sankelmarker See (gegen 2 Uhr).

Dort hatte die 7. Brigade eine Aufnahmestellung unter dem erfahrenen Oberst Max Müller auf den waldbedeckten Kuppen östlich der Flensburger Straße bis zum Walde am Sankelmarker See hin eingenommen. In drei Linien hatte er seine Kompanien, Kopenhagener Ersatz, hintereinander aufgestellt. Von den Kuppen aus beherrschte er das gesamte Vorgelände bis zur Treeneniederung und die Straße nach Oeversee vollständig. Im Westen schützte der Sankelmarker See, dessen Eis noch nicht trug. Rückwärts in der Senke nach Munkwolstrup hin das 11. Regiment mit seinen zwei Bataillonen als Reserve. Oberst Müller hatte den Auftrag, den Rückzug bis zur Nacht zu decken. Gegen 3 Uhr fuhren sechs Geschütze der Österreicher auf beiden Seiten der Straße südlich der Treene auf und eröffneten das Feuer.   

 

Dann ritten die Lichtenstein-Husaren zwischen See und Straße eine Attacke, die verlustreich abgewehrt wurde. Zugleich entwickelte sich die Infanterie der Brigade Nostitz. Sie gehörte zu den besten Truppen der Österreicher, es waren Deutsche aus der Steiermark und Oberösterreicher, an der Spitze die 9. Jäger, dann zwei Bataillone des Regiments König der Belgier und zwei Bataillone des Regiments Großherzog von Hessen (Linz). Sie hatten fünf Tage auf Vorposten gestanden, drei Nächte in der Winterkälte biwakiert und seit vierundzwanzig Stunden nicht abgekocht. Aber sie griffen an. Es blieben nur noch anderthalb Stunden, denn gegen 5 Uhr brach die Dämmerung ein.

 

Mutig gingen sogleich die zwei Kompanien der 9. Jäger auf beiden Seiten der Straße gegen die Höhe vor, aber sie erhielten starkes Feuer. Der Angriff stockte. Wirksamer war, dass die beiden Bataillone des Regiments Belgier sich östlich von der Straße an der Treene nacheinander entwickelten. Geschlossen stürmten sie mit den Jägern trotz schwerer Verluste die Höhen hinan und drangen in den Wald ein. Die dänischen Linien wurden im Bajonettkampf durchbrochen. Ein Teil von ihnen (Kompanie des 1. Regiments) wurde westlich in den Wald westlich der Straße gedrängt. Das dänische Regiment 11 kam zur Hilfe auf dem östlichen Hügel herbei, konnte aber das Vordringen der Österreicher nicht aufhalten. In erbittertem Kampf wurden die Dänen zersprengt und auf Bilschau und Munkwolstrup zurückgeworfen.

Das Dunkel brach herein und löste die Gegner voneinander. Immerhin hatte die dänische Nachhut das Drängen der Österreicher einige Stunden aufgehalten, hatte erreicht, dass die Hauptmasse der dänischen Truppen unter dem Schutz der Vorpostenkette von Wielenberg (an der Straße Flensburg – Solt) über Jarplund nach dem Schäferhaus in Flensburg ruhen konnten. Von da setzten die Dänen ihren Rückzug – infolge einer falschen Meldung schon um 1 Uhr nachts – ungestört weiter nach Düppel fort.   

 

Als am 7. Februar morgens 7.30 Uhr die ersten preußischen Reiter (Ulanen und Husaren vom III. Korps) in Flensburg einritten, trafen sie die letzten dänischen Abteilungen im Abmarsch. Das dänische Heer war auf dem Weg nach Düppel, das konnte nicht mehr verhindert werden.                                                     

Ungleich waren die Verluste:

bei den Österreichern                  30 Offiziere   403 Mannschaften

bei den Dänen                             17 Offiziere   766 Mannschaften

davon unverwundet gefallen          6 Offiziere   536 Mannschaften

vermisst                                         --                 67 Mannschaften

 

Was war des 6. Februars Bedeutung. Militärisch betrachtet ein Rückzugsgefecht, das von dem Führer der dänischen Brigade, Oberst Müller, gut angelegt und geleitet und von den österreichischen Truppen mit großer Tapferkeit und Energie durchgekämpft worden ist. Aber dieses Gefecht hielt die Dänen nicht etwa in oder bei Flensburg fest, sondern beschleunigte vielmehr ihren Rückzug. So wurde es ein Vorspiel zu dem Kriegsgewitter, das sich vollständig erst bei Düppel und auf Alsen entladen sollte.                                                                                          

In einem Geleitwort zu diesem und anderen Aufsätzen schreibt Landrat Wallroth im September 1931:

„Wenn der Kreis sich entschlossen hat, dieses Buch herauszugeben, so geschieht es nicht, um ein großangelegtes Heimatbuch zu schaffen, sondern um in einem bescheidenen Rahmen dem Einzelnen die Heimat näher zu bringen und Fremde anzuregen sie zu besuchen.

 

Quellennachweis: “Der Landkreis Flensburg“, Herausgegeben im Auftrag des Kreisausschusses, erschienen im Kunstdruck- und Verlagsbüro Kiel 1931; Bildquelle: SHLEX

 

 

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